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Official biography People about
Freddie About Me
Henriette Sadler©
DIE GESCHICHTE VON FARROKH BULSARA,
DER SICH FREDDIE MERCURY NANNTE
Freddie Mercurys Leben glich einem Märchen. Der schüchterne Junge von der
Tropeninsel schaffte es, ein Mythos zu werden. Seine Musik und seine Stimme
verhalfen ihm dazu. Bis heute – zwanzig Jahre nach seinem Tod – schwören ihm
Millionen Fans ihre Treue. Ihnen allen widme ich diese Geschichte.
Auch wenn sie wie ein Märchen klingt – wie gesagt: Freddie Mercurys Leben
glich einem Märchen. Aber letztendlich fordert jedes Märchen zum Nachdenken auf
– jeden, der es liest oder hört!
*
Vor langer Zeit lebte ein Junge mit dem Namen
Farrokh Bulsara. Farrokh bedeutet glücklich und froh.
Diese Vorzüge wünschte ihm jeder, als er zur Welt kam.
Bulsara war der Name der Familie, in die er geboren
wurde. Seine Ahnen hatten in der Stadt Bulsar gelebt.
Einer von ihnen, ein Magier, zauberte Farrokh in dessen Geburtsstunde als
Geschenk einen Stern an den Himmel, den Stern Mercury. Er sollte dem Jungen
sein ganzes Leben zur Seite stehen.
Aber weil der Magier nicht nur zaubern,
sondern auch in die Zukunft blicken konnte, sah er Farrokhs
Aufgabe auf Erden. Sie bestand darin, Menschen durch Musik glücklich zu machen.
Aber nicht durch irgendeine Musik! Nein, Farrokh sollte sie schaffen! Und zwar
mit seinem Talent, seiner Stimme und seiner Phantasie!
Als Farrokh sieben Jahre alt war, hätte der
Magier den Jungen gern auf diese Aufgabe aufmerksam gemacht, ließ es aber dann
doch sein. Eine Lebensaufgabe ist ein Geheimnis, das jeder für sich selbst
entdecken sollte. Wer sich darüber keine Gedanken macht, ist ein Unglücklicher.
Einer, der sein Leben umsonst lebt. Einer, dem es nie gelingen wird, an sein
Ziel zu gelangen.
Der Ort, an dem dies alles geschah, war eine
Insel im Indischen Ozean. Auf ihr standen Sultanspaläste
aus Elfenbein und Häuser aus Korallen. Auf ihr lagen Strände voll Kokospalmen
und Kaurimuscheln im goldfarbenen Sand zwischen roten Seesternen, die ein
wilder Wind dorthin gespült hatte. Es war die Insel Sansibar.
Farrokh ging dort zur Schule. Die ersten paar Jahre lernte er das, was
jeder in den ersten paar Schuljahren lernt, das braucht man nicht aufzuzählen.. Allerdings wollten ihm seine Eltern die beste und
förderlichste Ausbildung zukommen lassen, schließlich liebten sie ihn ja. So
eine überdurchschnittliche Ausbildung war auf der kleinen Insel ein Ding der
Unmöglichkeit. Doch in Panchgani, drüben in Indiens
Hügeln, gab es äußerst geistesfördernde, wenn auch strenge Schulen. Da Farrokh
gerade in einem Alter war, in dem das eine oder andere Machtwort nicht schadet,
beschlossen sie, ihn in eine solche Schule zu schicken. So kam es, dass Farrokh
Bulsara Sansibar verließ und mit dem Schiff über den
Ozean nach Panchgani reiste. Acht Wochen lang! In
dieser Zeit malte er sich aus, was ihn an der neuen Schule erwarten würde.
Welche Lehrer, Freunde, Grundsätze? Würde er seine Grundsätze, die sein Großvater, sein Vater, sein Onkel ihn
gelehrt hatten, aufrechterhalten können? Jene Grundsätze, die alle seine
persischen Ahnen befolgten? Die ihnen Zarathustra gepredigt hatte, der Größte
aller Propheten! Und dieser hatte sie von Ahura Mazda empfangen. Für Farrokh
war Ahura Mazda der einzige Gott. Er hatte die Welt auf dem Fundament der
wahrhaften Wahrheit erschaffen. Gute Gedanken, gute Worte, gute Taten – das
waren die Grundsätze dieser Wahrheit. Wer sie befolgt ist unfähig zu einer
gröberen Sünde.
Gute Gedanken, gute Worte, gute Taten – das waren die Grundsätze
des Farrokh Bulsara!
*
An der neuen Schule waren englische Vornamen
zeitgemäß, deshalb nannte er sich Freddie. Er lernte viel in Geografie,
Geschichte, Physik und so weiter, die Sprachen Hindi und Marathi, sein Englisch
vervollständigte er nebenbei. Obwohl er sehr gut in Tischtennis war, war ihm
Sport nicht unbedingt wichtig. Was ihm viel mehr bedeutete war Kunst. Freddie Bulsara, der Schüler, zeichnete, malte, spielte Theater,
las Literatur. Besonders Biografien großer persischer oder indischer Helden
faszinierten ihn.
Was ihn aber im tiefsten Inneren berührte war
die Musik! Nur mit ihr gelang es ihm, in unbekannte Welten zu fliegen, in
Weiten, zu fremden Tönen, von denen er überhaupt nicht wusste, dass es sie gab,
zu Namen, die so fremd für ihn klangen – Chopin, Mozart, Debussy. Nachdem er
Klavierspielen gelernt hatte, wurden sie seine musikalischen Meister. Ihre
Werke boten sie ihm dar wie ein Wunder! Und zu so einem verhalfen sie ihm auch:
Zu dem Wunder Freddie Bulsaras erster eigener
Schöpfung! Es war seine erste eigene Komposition.
Wie hätte ihn dieses Wunder veranlassen
sollen, seinem Gott abzuschwören, ihm den Kampf anzusagen? Welcher Umstand
hätte es nach diesem Mysterium fertig gebracht, mit seinen in Fleisch und Blut
existenten Grundsätzen zu brechen?
Keiner, kein einziger!
Im Gegenteil: Freddie Bulsara
versprach seinem Gott immerwährenden Dank für das Geschenk, mit dem er ihn
bedacht hatte.
Zeit seines Lebens hielt sich Freddie an
dieses Versprechen!
Zu Chopin, Mozart, Debussy gesellten sich
moderne Komponisten und Sänger, die Bulsara
inspirierten. Rockgrößen wie Elvis Presley und Little Richard zum Beispiel
veranlassten ihn und ein paar seiner Freunde eine Schulband zu gründen. Voller
Begeisterung hämmerte er in die Tasten, bis sich diese nahezu verbogen. Nach
vier Jahren mit dieser Band war er ein junger Mann dessen Schulzeit in Panchgani zu Ende war. Er kehrte nach Sansibar zurück.
Leider stand dort kein Klavier, dem er sich hätte widmen können. Die Musik, in
der Sansibar schwelgte, hieß Taarab. Dieses heitere
Gemisch aus afrikanischen, arabischen und indischen Klängen, war einst in den
Palästen der Sultane entstanden. Zudem gab es zoroastrische Tempelgesänge.
Mit einem gewissen Maß an Fantasie schafft es
fast jeder, sich fröhlichen Taarab und Tempelgesänge
vorzustellen. Nur „zoroastrisch“ macht den meisten zu schaffen! Dabei ist es
weder schwer zu verstehen, noch schwer zu erklären: „Zoroastrisch“ leitet sich
von „Zoroastrier“ ab – jenen Gläubigen, für die Ahura Mazda der einzige Gott
ist. Wie für Freddie Bulsara zum Beispiel! Ein
Zoroastrier ist somit keineswegs ein Exote, sondern ein Mensch wie Freddie Bulsara, der an seinen einzigen Gott glaubte. Ich denke,
jetzt kann sich fast jeder zoroastrische Tempelmusik, begleitet von Flöten,
Trommeln und heiteren Stimmen, vorstellen!
Nachdem er wieder in Sansibar war, traten in
Freddies Leben Umstände ein, die seine Musik beiseite
schoben. Unter anderem verliebte er sich. Nicht nur einmal! Weil im
Gegensatz zu Panchgani, wo hauptsächlich Jungs in der
Schule waren, hatte er jetzt genug Gelegenheit sich zu verlieben. Das eine oder
andere Mädchen stieg auf seine Verliebtheit ein, die eine oder andere unterließ
es. Viele fanden Freddie einfach zu schüchtern oder zu unerfahren. Oder er
verliebte sich in Mädchen, die in einen anderen verliebt waren. Das akzeptierte
er mit einem Schulterzucken, weil er kein Draufgänger war. Ein Schüchterner,
der oft mit verschränkten Armen herum lümmelt, kann unmöglich ein Draufgänger
sein! Alte Freddie-Fotos beweisen das.
Trotz allem war er sich sicher, irgendwann die
Richtige zu finden und mit ihr eine
Familie zu gründen. Als höchstes Gebot für einen Zoroastrier sieht Ahura Mazda
Heirat und die Zeugung von Nachkommen vor. Mit ihnen soll die Familienlinie
aufrechterhalten werden. Zoroastrier sind ein kleines Glaubensvolk und deshalb
sehr auf Nachwuchs bedacht.
Neben dem Verliebtsein
bereitete sich Freddie Bulsara auf Sansibar auf ein
Studium vor, denn seine Eltern hatten für ihn eine Karriere als Arzt oder Rechtsanwalt auserwählt.
An einem Tag, der anders war, als die anderen,
geschah damals die Katastrophe. Auf Sansibar brach ein Krieg aus, der die Insel
in eine Hölle verwandelte. Schläge, Schüsse, Todesschreie. Der Machtsturz des
Sultans! Tausende Araber und Inder wurden ermordet, auch Zoroastrier blieben
nicht verschont. Der Magier deutete dies als Zeichen Gottes. Er erzählte
Freddie von dem Geschenk, von dem Stern Mercury, der ihm immer zur Seite stand,
auf den er immer zählen konnte. In diesem Moment wusste der junge Bulsara, was zu tun war. Er musste fort aus Sansibar, denn
er hatte dort keine Zukunft. Diese lag in der Fremde, davon war Freddie
überzeugt. Er und Mercury würden es in die Zukunft schaffen!
*
Sie hieß London. Dort war die Musik wie ein
Sog. Alle und alles riss er an sich. Auch Freddie! Er komponierte, textete,
sang, ohne seine Lebensaufgabe zu erkennen. Für ihn gab es Enttäuschungen, wie
es sie für jeden gibt. Keine Erfolge, unglückliche Lieben. Pech, zur falschen
Zeit die Falschen zu treffen. Aber es gab für ihn kein Zurück. Er war sich
seiner Zukunft so sicher. Von allem Anfang an war er überzeugt, es zu schaffen.
Natürlich hatte er außer Musik nach wie vor die Familiengründung im Kopf. Aber
das war nicht so einfach. Üblicherweise muss jeder junge Musikschaffende, der
ohne Erfolg ist, einem Brotberuf nachgehen, um durchzukommen. Es sei denn, er
hat Gönner oder Förderer, macht eine gute Erbschaft oder ist ein
Speichellecker. Freddie hatte weder das oder das, noch machte er das oder das.
Dadurch verschlimmerte sich seine Lage. Anfangs in London war Freddie Bulsara ein junger, erfolgloser Musikschaffender, der einem
Brotberuf nachging und den seine Überzeugung dazu trieb, erfolgreich zu werden.
Das raubte Zeit. Ein Mann gründet eine Familie nicht von heute auf morgen.
Schon gar nicht mit irgendeiner, die vielleicht nur auf seinen künftigen Erfolg
scharf ist. Es hing also mit unglücklichen Lieben zusammen, mit Pech, zur
falschen Zeit die Falschen zu treffen, sodass er seine Familiengründung auf
später verschob.
Seine Überzeugung trieb ihn weiter. Er lernte
Musiker kennen, die diese Überzeugung mit ihm teilten, mit ihm eine Gruppe
bildeten. Innerhalb dieser Gruppe erkannte Freddie Bulsara
seine Lebensaufgabe: Mit seinem Talent, seiner Stimme und seiner Phantasie
musste er Musik für die Menschen schaffen – um sie glücklich zu machen.
Ab dieser Erkenntnis nannte er sich Freddie
Mercury!
In vielen seinen Liedern dankte er Gott. Ihn
besang er genauso wie er die Liebe besang und seine Einsamkeit. Im Grunde gab es für Freddies
Lieder nur diese drei Themen: Liebe, Gott und Einsamkeit. Sie war das Gefühl,
das ihn am meisten schmerzte – bodenlose Einsamkeit.
Das war bei ihm, wie bei allen großen
Künstlern. Jeder von ihnen ist im Innersten einsam. Denn jeder, der sein Talent
entfaltet, erzeugt Neid, jeder, der sein Talent zur Schau stellt, erzeugt
Eifersucht, und eifersüchtige Neider erzeugen den Hass auf dieser Welt.
Das ist ein hundsgemeines Gesetz: Jeder, der
sich seinem Talent verpflichtet ist im Innersten einsam. Seine treuesten Feinde
heißen Neid, Eifersucht, Hass.
Wirkliche Freunde sind selten.
Sie ließen sich an einer Hand abzählen.
Denn wer ist ein wirklicher Freund? Ein
wirklicher Freund ist einer, der dich bedingungslos liebt. Ist einer, der mit
dir allen Gefahren widersteht. Ist einer, der dich niemals belügt. Einer, der
niemals auf deinen Reichtum aus ist, weder auf materiellen noch auf geistigen.
Einer, der über den Tod hinaus zu dir steht.
Falsche Freunde hatte Freddie Mercury mehr als
genug. Geradeso wie Neid, Eifersucht und Hass machten auch sie seine Einsamkeit
aus. Alles in allem waren Bewährungsproben. Freddie bestand sie auf seine
eigene Art. Mit seinem Humor! Er war ein wirkungsvoller Helfer, der ihn nie im
Stich ließ.
Die Überzeugung siegte, Freddie und die Gruppe
eroberten mit Musik die Welt. Natürlich nicht von heute auf morgen, zu rascher
Erfolg führt zu einem zu raschen Abstieg. Sie tourten, gaben Konzerte, Mercury
dauernd an vorderster Front! Für alle wollte er immer das Beste. Also musste er
im Vordergrund der Beste sein und sein Bestes geben. Rein in Zusammenhang mit
seiner Lebensaufgabe betrachtet, war das völlig in Ordnung. Klar, er machte auf
Show. Ohne sie wären die Leute nur halb so glücklich gewesen. Sensibel wie
Freddie war, spürte er das. Er zog aber keine x-beliebigen Show ab, sondern die
Größte! Eine x-beliebige Show wäre ihm wie Betrug am Publikum vorgekommen.
Niemals hätte sich das mit seinen Grundsätzen vertragen. Gute Gedanken, gute
Worte, gute Taten!
Dazu kam: Alles was Freddie Mercury machte,
machte er ganz. Oder gar nicht! Halbheiten existierten für ihn nicht. Also
widmete er sich ganz der Musik. Mit dieser löste er einen weltweiten
Begeisterungssturm aus. Das trieb Neid, Eifersucht und Hass an den Rand des
Wahnsinns. Sie geiferten um die Wette, ließen Verleumdungen gegen Mercury los,
Schmähungen, suchten nach Verbündeten. Und diese fanden sich rasch! Es waren
Gewaltmächte, solche die Völker beherrschen. Gemeinsam zielten sie darauf ab,
Freddies Erfolg zu ruinieren. Das erste worauf sie es anlegten war sein Ruf.
Sie mordeten ihn. Einem Zoroastrier geht, neben der Zeugung von Kindern, sein
Ruf über alles. Ohne ihn ist er nur mehr ein halber Mensch. Ein Rufmord beraubt
einen Zoroastrier der Ehre. Er ist ein lebenslang entehrtes Opfer, das nach
seinem Ableben ein vernichtendes Gedenken erhält. So einer wird alles daran
setzen, die Wahrheit an den Tag zu bringen. Im Denken eines Zoroastriers
herrscht Wahrheit an vorderster Stelle.
Nun könnte man fragen, weshalb sich Freddie
Mercury nicht verteidigte, weshalb er seine Entehrung zuließ. Das wäre eine
berechtigte Frage – aber: Wie hätte die Verteidigung eines Einzelnen gegen die
Gewaltmächte mitsamt ihrem Neid, ihrer Eifersucht und ihrem Hass in den Augen
der Öffentlichkeit ausgesehen? Hätte Freddie nicht wie einer gewirkt, der
mühsam versucht, eine uneingestandene Schuld abzuwälzen? Wie ein Feigling, ein
Lügner?
Freddie war wie jeder Zoroastrier ein stolzer
Mann, nie hätte er sich zu so etwas herabgelassen. Aber gerade damit rechneten
seine Feinde. Sie meinten, er würde stolz schweigen, seine Entehrung
hinunterschlucken. Im Grunde genommen ging diese Rechnung auf. Indem er sich
nicht offen zur Wehr setzte und sich nicht offen verteidigte, gewannen seine
Feinde die Oberhand. Seine getarnten Botschaften, die er in seinen Liedern um
die Welt schrie, blieben ungehört. Seine Missionen, mit denen er um seinen Ruf
kämpfte, beachtete keiner. Die Leute, die sich glücklich wähnten, ihn zu hören
– hörten ihn nicht, sahen ihn nicht, beachteten ihn nicht. Es genügte ihnen
seine Botschaften unbekümmert mitzuschreien, zu
beklatschen, in den Boden zu stampfen – wie arglose, ahnungslose Kinder.
„…
Sie lassen dich nie und nimmer gewinnen, alles was du tust ist Sünde, keiner
glaubt dir, sie machen dich fertig bevor du beginnst …“ Freddie singt es in „Liar“. Regt es irgendwen zum Nachdenken an?
„…
Und keiner wird jemals wirklich die Wahrheit von den Lügen unterscheiden
können, und am Ende muss die Geschichte tiefer versteckt werden, tiefer und
tiefer und tiefer im Innersten…“
In „Scandal“ schreit er es sich von der Seele.
Achtet jemand darauf?
Rufmord ist ein häufiges Verbrechen, unblutig,
zu selten geahndet. Für Richter und Anwälte, so scheint es, zu minder. Dabei
ist und bleibt es aber das, was es ist: Ein Verbrechen! Den Ruf eines anderen
zu morden, ist jenes Verbrechen, das ehrverletzende Behauptungen über jemanden
aufstellt, obwohl die Unwahrheit dieser Behauptungen bekannt ist. Bleibt es
ungesühnt, lässt es sich für die Täter gut leben. Rufmördern fehlt das
Gewissen!
Ein Rufmord geschieht nicht über Nacht. Er ist
lang vorzubereiten, erfordert Sorgfalt, List, Tücke. Das Verbrechen, Freddie
Mercurys Ruf zu morden, wurde vorbereitet, seit sein Erfolg sich einstellte.
Jetzt frage ich: Wie kann einer an einem einen Rufmord begehen, der um Liebe
schreit, mit Gott ein Zwiegespräch führt und um Kraft bittet?
Was für barbarische Scheusale müssen das sein?
Er war eine Kämpfernatur, er gab nicht auf.
Ungeachtet seines falschen Rufes wusste er, den Scheusalen die Stirn bieten zu
müssen. Bewusst kämpfte er den ungleichen Kampf um des Sieges Willen. Wie zuvor
vertraute er auf den Schutz Gottes. Öffentlich, vor laufender Kamera, gestand
er es ein: „Er schaut auf mich“, sagte er, deutete zum Himmel und meinte Gott
damit.
Besser, er hätte es für sich behalten!
Zu den drei Scheusalen gesellte sich Bosheit!
*
Freddie Mercury wurde zum größten Kämpfer
seiner Zeit. Sein Kampffeld war die Bühne, das Mikrofon seine Waffe. Sein
Talent, seine Stimme und seine Phantasie verhalfen ihm zum Sieg. Er siegte sich
zum größten Sänger empor. Obwohl er aufgrund seines falschen Rufes nur mehr für
sich allein derjenige war, wie am Anfang, gewann er die Herzen all jener, die
er mit seiner Musik glücklich machte. Das waren viele, viele Millionen Menschen
auf der ganzen Welt. Egal ob groß oder klein, alt oder jung, dick oder dünn,
schön oder hässlich, klug oder altklug. Viele Millionen Menschen auf der Welt
liebten und verehrten ihn trotz seines falschen Rufes. Glück ist für die
Menschen etwas sehr seltenes, besonders wenn es für manche nur ein kleines Lied
lang währt.
Und er liebte sie. Sie waren seine Familie!
Er schrieb Hymnen für sie, die sie mit ihm in
Stadien sangen, schuf für sie Lieder, die sie auf dem Weg zur Arbeit vor sich
hin singen konnten, um auf andere Gedanken zu kommen. Note an Note, Takt an
Takt reihte er mit dem Ziel, seine Musik möge alle Menschen vereinen. Sie zu
Brüdern und Schwestern machen, wie er sie sah. Für alle wollte er einfach nur
eines: Glück!
„Er ist nicht zum Umbringen, sein Erfolg
grenzt an Magie“, sagten Neid, Eifersucht und Hass zueinander. „Mal sehen, wie
weit es mit dem her ist, der ihn beschützt“, lachte die Bosheit und meinte Gott
damit. Mit vereinten Kräften gingen sie nochmals daran, ein weiteres Verbrechen
vorzubereiten. Ein viel Schlimmeres als Mercurys Ruf zu morden. Gemeinsam
traten sie als Anstifter auf, heuerten Täter, Übeltäter.
Es war ein schleichendes Gift, mit dem sie
seinen Körper verseuchten. Denn ein langsamer, grausamer Tod war gerade gut
genug für einen wie ihn. Gerade gut genug für einen, an dessen langsamen
Sterben sich der Neid mit seinen bestialischen Kumpanen weiden will. Langsam,
ganz langsam verbreitete das Gift seine Wirkung. Freddie Mercury starb über
Jahre. „Jeden Tag starb Freddie ein wenig mehr“, wie einer seiner Handvoll
Freunde sagte. Durch den falschen Ruf, den Freddie hatte, fiel die Ermordung
seines Körpers nicht auf. Jemand kluger stellte fest: „Der ideale Mord ist
nicht der, wenn der Täter nicht gefunden wird – es ist der Mord, bei dem jedes
Faktum eines Mordes ausgeschlossen scheint!“.
Mit der
Familiengründung war es für ihn ein für alle Mal vorbei. Aber deshalb
blies er nicht Trübsal, begann nicht, mit seinem Schicksal zu hadern. Selbst im
Stadium schwerer Krankheit gab er nicht auf. Trotz seines körperlichen
Verfalls, seiner endlosen Qualen blieb er seiner Lebensaufgabe treu. Immer mehr
schuf er an Musik, führte weiter den Kampf gegen die Feinde, denn sein Talent,
seine Stimme, seine Phantasie verließen ihn nicht. Ebenso wenig wie sein Humor.
Mit ihm lachte er die Gegnerschaft aus. Auf einmal war diese machtlos. Wie soll
man dem Körper eines langsam Sterbenden die Musik entreißen, wenn Seele und
Musik es einfach nicht wollen. Im Gegenteil: Je mehr sein Körper verfiel, desto
kräftiger wurde Freddies Stimme. Töne, Melodien, Lieder wuchsen umso stärker,
je mehr sein Körper abnahm. Während er starb verlieh
ihm die Musik Monat für Monat, Woche für Woche, Tag für Tag Übermenschliches
beinahe. Allerdings gelang es ihm aufgrund körperlicher Schwäche nicht mehr,
Musik ohne die Hilfe der Gruppe zu schaffen, die trotz allem noch immer zu ihm
stand.
Er warf Schmähungen, Spott, Rufe gegen seine
Feinde, wie jene Pfeile, die früher auf seinen Bekleidungen waren. Die
Geschosse trafen, er siegte endgültig. Im Grunde bestraften sich Neid,
Eifersucht, Hass und Bosheit selbst, durch den langsamen Tod, den sie für
Freddie ersonnen hatten. Durch sein langsames Sterben blieb ihm mehr Zeit,
Musik für die Menschheit zu schaffen!
*
Freddie Mercury starb friedvoll an einem 24.
November.
An seinem Sterbebett zelebrierten zwei
zoroastrische Priester alle Rituale, die für einen gläubig sterbenden Zoroastrier
unabdingbar sind.
Sein Körper wurde – wie sein Glaube es
vorsieht – eingeäschert.
Millionen
Menschen hielten Freddie nach seinem Tod ihre Treue. Denn was Neid, Eifersucht,
Hass und Bosheit übersahen, war die
Kraft, über die einer, der nicht mehr auf Erden lebt, verfügt. Es sind solche
Kräfte, gegen die jene von Lebenden eine Lapalie
sind. Kräfte, die sich Lebende in ihrem simplen Leben niemals vorstellen
können. Mit der Kraft eines nicht mehr unter den Lebenden Weilenden, kann ein
Lebender einfach nicht mithalten. Zu starr hängt das Leben an dem Erdigen,
Irdischen, an all den Unzulänglichkeiten, die damit verbunden sind.
Die Welt
trauerte, als Mercury starb. Seine Musik wurde unvergesslich. Sie wird heute
noch gespielt, er wird heute noch geliebt. Selbst heute stehen Neid,
Eifersucht, Hass und Bosheit Freddie Mercury machtlos gegenüber.
Der Vollständigkeit halber zum Schluss ein
paar Tatsachen. In aller Kürze – wen sie interessieren, der wird ohnehin
versuchen, mehr über sie in Erfahrung zu bringen:
·
Mercurius
(Mercury) von Smolensk, dessen Gedenktag für orthodoxe Gläubige ein 24.
November ist, lebte im 13. Jahrhundert.
In einer ungleichen Schlacht rettete er die Stadt Smolensk vor barbarischen
Feinden. In dieser Schlacht verlor Mercurius sein
Leben. Seine Sandalen sind als Reliquie in der Maria-Entschlafenskathedrale
in Smolensk aufbewahrt.
·
Mercurius
(Mercury) Kayseri, dessen Gedenktag für orthodoxe Gläubige ebenfalls ein 24.
November ist, starb als junger Soldat um 251 n. Chr. in der türkischen Provinz
Kayseri. Auch er verlor in einem ungleichen Kampf, genauer gesagt, bei
Folterungen, sein Leben. In Kairo steht eine Kirche, die ihm geweiht wurde.
Ehe er starb soll Mercurius
Kayseri zu seinen Peinigern folgendes gesagt haben:
„Macht was immer ihr wollt, ihr habt die Kraft
über meinen Körper, aber Gott hat die Kraft über meine Seele; und sogar wenn
ihr meinen Körper tötet, ist die Seele für immer unvergänglich!“.
·
Freddie Mercury starb am 24. November 1991.
Einen Tag bevor er starb, informierte er die Öffentlichkeit mittels einer
vorbereiteten schriftlichen Aussage, an AIDS erkrankt zu sein. Die exakten
Umstände, auf welche Art und Weise sich Freddie Mercury diese Krankheit zuzog,
wurden nie eindeutig bewiesen.
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